Das 12. Regionalgruppentreffen „Brandenburg/Berlin“ im Klärschlammnetzwerk Nord-Ost fand am 4. Juli 2024 im Tagungsraum des Spargelhofs Kremmen statt. Hier wurden die 40 Teilnehmenden von Frau Sens und Herrn Lux, Geschäftsleiter des Zweckverbands Kremmen, herzlich willkommen geheißen.
Zunächst gab Frau Sens einen kurzen Rückblick auf die Aktivitäten im Klärschlammnetzwerk Nord-Ost und nutzte die Gelegenheit, über die DWA-Stellungnahme zur Phosphor-Rückgewinnung und den Branchendialog „Phosphor-Rückgewinnung aus Klärschlamm“ (6. Mai 2024 in Berlin, BMUV) zu informieren.
Herr Lux berichtete bei der Vorstellung des Zweckverbands Kremmen, der in 2022 sein 30jähriges Bestehen feierte, über das Modellprojekt „Energieautarke Kläranlage“ und der daraus resultierenden Potentialstudie, die in 2021 durchgeführt wurde. Folgende Einsparpotentiale wurden bereits umgesetzt: Reduzierung des Energiebedarfs (Umrüstung auf Plattenbelüftung), Energiegewinnung (Bau von Photovoltaikanlage und Einbau von Leitungen zur Abwasserwärmenutzung) und Energetische Sanierung des Betriebsgebäudes. Weitere aktuelle Herausforderungen sieht Herr Lux in der innovativen Klärschlammaufbereitung. Seit 2023 entsteht dazu eine Demonstrationsanlage auf der Kläranlage in Kremmen gemeinsam mit der Fa. ReTech Resources Technology GmbH. Dazu wurde auch eine Kooperationsvereinbarung unterzeichnet, dessen weiterer Partner die Fa. InterEnviroCon GmbH ist.
Diese Ausführungen zur Kooperation griff Herr Topka von der ReTech Resources Technology GmbH auf und stellte mit seinem Verfahren der innovativen Klärschlammaufbereitung die Alternative zur Monoverbrennung vor. Mit dem RT-Smartrechen wurde ein patentiertes Nachrüstkonzept entwickelt, dessen Filter Verzopfungen vorbeugt und Mikroplastik abscheidet. Im weiteren Schritt eines optimierten Entwässerungsprozesses entsteht ein schadstoffarmer Feststoff, der ideale Voraussetzungen für die landwirtschaftliche Anwendung (z.B. Kompostierung) mit sich bringt. In diesem Zusammenhang entstand ein gemeinsames Projekt mit der InterEnviroCon GmbH und dem ZV Kremmen zur Entwicklung der zentralen Herstellung eines humusartigen Produkts. Parallel dazu soll über Prozessschritte der Wasser-Kaskaden-Filtration, Pharmakaentfrachtung, Schwermetallfällung und dem Einsatz eines Aktivkohlefilters eine phosphor- und stickstoffhaltige Verbindung (Struvit) gewonnen werden, der unterschiedliche Verwertungszwecke offenstehen.
Um die Einsatzfähigkeit des aus dem Klärschlamm gewonnenen Feststoffes nach dem ReTech-Verfahren bewerten zu können, führte Herr Prof. Blumenstein von der InterEnviroCon GmbH in dem gemeinsamen Projekt Vorversuche in Pflanztöpfen durch. Ziel ist es, den Klärschlamm als ein nachhaltiges Produkt zur Bodenverbesserung einsetzen zu können. Nach Herrn Prof. Blumenstein muss der gewonnenen Klärschlamm noch weiterbearbeitet werden, dies erfolgt durch die Zugabe von Mikroorganismen, anaeroben Bakteriengruppen und Pilzen. Im Februar 2024 sind die ersten Vorversuche in Pflanztöpfen mit 6 verschiedenen Varianten gestartet. Die Auswertung der Ergebnisse ergaben, dass eine Kompostierung in relativ kurzer Zeit (3 bis 4 Monate) möglich ist, aber nur unter der Zugabe von Additiven. Die Grenzwerte der Düngemittelverordnung wurden eingehalten, aber nach der Bodenschutzverordnung sind Überschreitungen eingetreten. Zudem sind Lösungen zur nachhaltigen Reduzierung von Kontaminanten weiterzuentwickeln und die Problematik Mikroplastik anzugehen.
Herr Pietsch von den Berliner Wasserbetrieben gab einen ausführlichen Bericht zu der im Bau befindlichen Klärschlammverwertungsanlage in Waßmannsdorf, die eine Kapazität von 68.000 t TS Klärschlamm aufweist. Der Baubeginn war im Sept. 2022, die Inbetriebnahme ist für Februar 2025 und der Probebetrieb für Anfang 2026 geplant. Aufgrund der aktuellen Situation im Baugeschäft liegt BWB ein Jahr hinter dem ursprünglichen Zeitplan. Im Einzelnen stellte Herr Pietsch dann die Hauptverfahrensstufen mit den entsprechenden Verfahrenstechniken vor. Für die Phosphor-Rückgewinnung wird noch kein Verfahren favorisiert. In 2025 sollen zunächst eine Markterkundung durchgeführt und die Klärschlammaschen ausgeschrieben werden. Auf der BWB-Webseite kann der aktuelle Baufortschritt über eine Kameraübertragung weiterverfolgt werden.
Nach der Mittagspause warfen wir einen Blick über die Grenze und erhielten durch Herrn Warming vom Dänischen Generalkonsulat Informationen zu den dänischen Lösungen für die Klärschlammverwertung. Der Wassersektor (Wasserversorgung + Abwasser) ist bis zu 50 % energieautark. Die Kläranlagen produzieren insgesamt 123.200 t TS Klärschlamm, wobei 62 % in die Landwirtschaft, 10 % in die Kompostierung und 28 % in die thermische Verwertung/Deponie verbracht wird. Zudem erklärte Herr Warming, anhand der Kläranlage Marselisborg in Aarhus (200.000 EW), mit welchen Schritten dort die Energieoptimierung erzielt wurde.
Abschließend widmete sich Herr Eilert dem Thema der Energieproduktion auf Kläranlagen und stellte insbesondere die Faulgasaufbereitung zu Bio-Methan vor. Die EnviTec Biogas, eine der größten Biogasproduzenten Deutschlands, deckt die gesamte Wertschöpfungskette für die Herstellung von Biogas ab. Die einzelnen Verfahrensschritte und Aggregate der einstufigen Gasaufbereitungsanlage in Kombination mit einer CNG Tankstelle (=Compressed Natural Gas) wurden von Herr Eilert detailliert vorgestellt.
Nach den Vorträgen wurde eine Besichtigung der Kläranlage Kremmen organisiert, die unter der Leitung von Herrn Lux stattfand. Zudem stellte Herr Topka die Betriebsweise des RT-Smartrechens sowie weitere Versuchsanlagen des gemeinsamen Projektes vor. Dieser Exkurs erwies sich als besonders bemerkenswert und aufschlussreich, da die Teilnehmenden praktische Einblicke in innovative Technologien und Betriebsabläufe erhielten.
Wir bedanken uns herzlich beim Gastgeber Zweckverband Kremmen sowie allen Teilnehmenden und Mitwirkenden für diese interessante Veranstaltung. Unser besonderer Dank gilt Herrn Jan Waschnewski, der uns in der Moderation der Vorträge beim Regionalgruppentreffen tatkräftig unterstützt hat. Alle Vorträge finden Sie im geschützten Netzwerkbereich.