Das 12. Regionalgruppentreffen „Mecklenburg-Vorpommern“ im Klärschlammnetzwerk Nord-Ost fand am 4. Juli 2024 bei der Nordwasser GmbH in Rostock statt. Hier wurden die 25 Teilnehmenden von Frau Sens und Herrn Hoche, Bereichsleiter Operatives Asset Management, herzlich willkommen geheißen.
Zunächst gab Frau Sens einen kurzen Rückblick auf die Aktivitäten im Klärschlammnetzwerk Nord-Ost und ging später in einem gemeinsamen Vortrag auf die DWA-Stellungnahme zur Phosphor-Rückgewinnung und den Branchendialog „Phosphor-Rückgewinnung aus Klärschlamm“ (6. Mai 2024 in Berlin, BMUV) näher ein.
In der Vorstellung der Nordwasser GmbH, die seit 2018 die Aufgaben der Wasserversorgung und Abwasseraufbereitung im Gebiet der Stadt Rostock und in 28 Gemeinden des Landkreises übernimmt, berichtete Herr Hoche über bedeutende Investitionen für die Modernisierung und den Ausbau von Anlagen und Netzen in 2023. Die Nordwasser GmbH betreut insgesamt 15 Kläranlagen, wobei die Kläranlage Rostock mit einer Kapazität von 400.000 EW die größte ist. Darüber hinaus werden über 2.000 Kleinkläranlagen betreut. Ein besonderes Augenmerk legte Herr Hoche auf die Eigenversorgung der Kläranlagen durch Blockheizkraftwerke (BHKW), die 100 % des thermischen und 87 % des elektrischen Energiebedarfs decken. Die Klärschlammmenge in 2023 betrug 18.200 t OS, was eine Abnahme gegenüber den 19.700 t OS im Jahr 2019 darstellt.
Frau Zieger vom Ministerium für Klimaschutz, Landwirtschaft, ländliche Räume und Umwelt Mecklenburg-Vorpommern präsentierte die Auswertung zur Berichtspflicht 2023, zu der alle Klärschlammerzeuger verpflichtet waren. Diese Berichte umfassten unter anderem die geplanten Maßnahmen zur Sicherstellung der Phosphor-Rückgewinnungspflicht und die Angaben zum Phosphor- und Calciumoxid-Gehalt des Klärschlamms. Nach Aussage von Frau Zieger haben etwa 90 % der Klärschlammerzeuger in Mecklenburg-Vorpommern ihre Berichtspflicht für 2023 erfüllt. Die Ergebnisse zur P-Rückgewinnung zeigten, dass 40 % der Klärschlammerzeuger planen, den Klärschlamm bodenbezogen zu verwerten, während 54 % eine Monoverbrennung mit anschließender Phosphorrückgewinnung aus den Aschen beabsichtigen.
Die Umsetzung der Phosphor-Rückgewinnung verläuft noch nicht zielführend und es wird angenommen, dass die erforderlichen Kapazitäten bis zum Jahr 2029 nicht verfügbar sind. Um die gesetzlichen Vorgaben rechtzeitig erfüllen zu können, wurde als ein Ergebnis des erwähnten Branchendialogs eine ländergeführte Arbeitsgruppe gegründet. Diese Arbeitsgruppe ist der LAGA (Länderarbeitsgemeinschaft Abfall) zugeordnet, den Vorsitz hat Berlin und Frau Zieger wird als Vertreterin M-V daran teilnehmen.
Über ihr gemeinsames Projekt zum Thema Faulung berichteten Frau Dr. Kopp, Kläranlagen Beratung Kopp sowie Herr Holzwarth und Herr Küster vom Abwasserzweckverband Südholstein eindrücklich. Eine Idee zur Optimierung des Faulprozesses entstand auf der Grundlage des DWA-Merkblatt M-368 (Biologische Stabilisierung von Klärschlamm). Im Versuchsbetrieb wurde die Betriebsweise der Faulung von Parallelschaltung auf Reihenschaltung mit Reduzierung der Faulraumtemperatur in der zweiten Faulstufe vorgenommen, was durch eine Verlängerung der Faulzeit möglich ist. Die Faulgasproduktion ist um 5 % gestiegen und die Entwässerung des Klärschlamms verlief weiterhin stabil sowie effizient. Als praktisches Beispiel wurde die Kläranlage Hetlingen (860.000 EW) vorgestellt. Herr Küster und Herr Holzwarth wiesen in ihren Betriebserfahrungen aber auch auf Grenzen und Komplikationen bei der technischen Umsetzung hin.
Herr Dr. Pöplau von der LMS Agrarberatung GmbH erläuterte die verschiedenen Verordnungen, die bei der landwirtschaftlichen Verwertung von Klärschlamm beachtet werden müssen. Diese umfassen die Abfallklärschlammverordnung, Bioabfallverordnung, Düngeverordnung, Düngemittelverordnung und Düngelandesverordnung. Diese Regelwerke legen die Rahmenbedingungen für die sichere und umweltgerechte Nutzung von Klärschlamm in der Landwirtschaft fest, einschließlich Untersuchungspflichten, Aufbringungsverboten und weiteren Beschränkungen. Im Weiteren präsentierte Herr Dr. Pöplau die Entwicklung der Klärschlammaufbringung in Mecklenburg-Vorpommern (M-V) von 2011 bis 2022. Er zeigte auf, dass seit 2017 eine deutliche Abnahme der landwirtschaftlichen Verwertung von Klärschlamm zu verzeichnen ist, welche die wachsenden Herausforderungen widerspiegelt. Die Perspektiven stehen im Spannungsfeld zwischen den strengen düngerechtlichen Vorgaben und dem anhaltenden Bedarf an nachhaltigen Verwertungswegen für Klärschlamm.
Nach der Mittagspause gab Herr Prochnow einen aktuellen Sachstand zur Klärschlamm-Kooperation Mecklenburg-Vorpommern (KKMV), der 14 Gesellschafter angehören. Im ersten Teil seines Berichts erläuterte er die intensiven Bemühungen und Herausforderungen, die die KKMV im Zuge des Genehmigungsverfahrens für den Bau der Klärschlammmonoverbrennungsanlage in Rostock bewältigen musste. Nach einem langwierigen Prozess wurde die Genehmigung schließlich im Mai 2023 erteilt, und die Widerspruchsfrist lief im Juni 2024 ab.
Im Rahmen des zweiten Ausschreibungsverfahrens für eine kleiner konzipierte Verwertungsanlage (12.500 t TS Klärschlamm) gab es letztlich nur ein Angebot, das jedoch aus formalen Gründen abgelehnt werden musste. Nach Aussage von Herrn Prochnow fokussiert sich die KKMV aktuell auf die Vorbereitung einer erneuten Ausschreibung. Dabei ist zu beachten, dass die Genehmigung für die Anlage im Dezember 2026 ausläuft, sodass die Ausschreibung bis dahin abgeschlossen sein muss.
Abschließend widmete sich Herr Dr. Feil von der ICL Growing Solution der Wirksamkeit des klärschlammbasierenden Düngers ‚Puraloop‘. In den agronomischen Versuchen, darunter Topf- und Feldversuche, konnten bei allen getesteten Kulturpflanzen ähnliche Ergebnisse wie mit Triple Superphosphaten (TSP) erzielt werden. Langzeitversuche sind jedoch erforderlich, um die langfristige Wirksamkeit des Düngers in der Fruchtfolge abschließend zu bewerten. Zudem stehen das Fehlen von großtechnischen Alternativen, der zurückhaltende Markt des Landwirtschaftssektors und die Schwermetallreduktion als Herausforderungen an. Dennoch ist die Produktionsanlage in Betrieb und es wurden bereits mehrere erfolgreiche Produktionsläufe durchgeführt. Die kommerzielle Einführung der PURALOOP-Produktlinie ist für das Jahr 2024/25 geplant.
Nach den Vorträgen fand die Besichtigung der Kläranlage Rostock unter der Leitung von Herrn Stählke und Herrn Hamann statt.
Wir bedanken uns herzlich beim Gastgeber Nordwasser sowie allen Teilnehmenden und Mitwirkenden für diese interessante Veranstaltung. Unser besonderer Dank gilt Herrn Michael Friedrich, der uns bei der Moderation der Vorträge während des Regionalgruppentreffens tatkräftig unterstützt hat. Alle Vorträge stehen Ihnen im geschützten Netzwerkbereich zur Verfügung.
Nehmen Sie Kontakt zu uns auf
DWA-Landesverband Nord-Ost
Halberstädter Str. 40a
39112 Magdeburg
Cookie- und Datenschutzhinweise
Unsere Webseite nutzt ausschließlich Cookies, die zum Betrieb der Webseite notwendig sind. Weitere Informationen zu Cookies finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.