Das 12. Regionalgruppentreffen „Sachsen-Anhalt“ im Klärschlammnetzwerk Nord-Ost fand am 17. Juni 2024 bei der Dessauer Wasser und Abwasser GmbH statt. Hier wurden die 20 Teilnehmenden von Frau Sens und Herrn Basener, Geschäftsbereichsleiter DESWA, herzlich willkommen geheißen.
Zunächst gab Frau Sens einen kurzen Rückblick auf die Aktivitäten im Klärschlammnetzwerk Nord-Ost und nutzte die Gelegenheit, über die DWA-Stellungnahme zur Phosphor-Rückgewinnung und den Branchendialog „Phosphor-Rückgewinnung aus Klärschlamm“ (6. Mai 2024 in Berlin, BMUV) zu informieren.
In seiner Vorstellung der DVV und DESWA hob Herr Basener hervor, dass Dessau-Roßlau die drittälteste Stadt Europas in Bezug auf den Altersdurchschnitt der Einwohner ist und sich somit zusätzlichen Herausforderungen und daraus resultierenden Investitionen in die Infrastruktur stellen muss. Hier knüpfte Herr Röder an und stellte das Projekt „Klimafreundliche Kläranlage“ der DESWA vor, dass mit der Erarbeitung eines Klimaschutz-Teilkonzepts im Jahr 2012 begann und 47 Einzelmaßnahmen implizierte. Die bisher realisierten Maßnahmen wurden 2023 einer Energieanalyse nach dem DWA-A 216 unterzogen, um strukturiert die Energieverbräuche zu erfassen. Als weitere Optimierungspotentiale wurden unter anderem die Integration von PV-Anlagen, die Prozesswasserbehandlung und die Erneuerung der Schlammentwässerung ermittelt. Zudem ging Herr Röder auf seine Erfahrungen zur Co-Fermentation und dem Enzymeinsatz im Faulbehälter näher ein.
Frau Hermann und Herr Schramm von der GEA Group präsentierten zum Thema Schlammentwässerung das intelligente Upgrade zur Überwachung, Automatisierung und Optimierung eines bestehenden Dekanterprozesses. Die Bereitstellung von zuverlässigen Prozessdaten in Echtzeit mittels Kamera und optischen Sensor, eine automatisierte Differenzdrehzahlsteuerung und eine transparente Übersicht der Ergebnisse sind die drei Komponenten von GEA Intellicant. Dabei werden Kosten bei der Entsorgung, dem Einsatz von Chemikalien und dem Personal eingespart.
Nach der Mittagspause lag der Fokus auf der Phosphor-Rückgewinnung und Frau Dr. Roskosch vom Umweltbundesamt Dessau-Roßlau berichtete über den aktuellen Stand der verfügbaren Kapazitäten der thermischen Klärschlammbehandlung sowie den technischen und rechtlichen Herausforderungen der P-Rückgewinnung. Zudem informierte Fr. Dr. Roskosch über das Sachverständigengutachten zur Gebührenfähigkeit, das vom UBA in Auftrag gegeben wurde. Hierin sollen die gebührenrechtliche Ansatzfähigkeit, die Einordnung der Langzeitlagerung inklusive Kosten und Fragen zur Ausschreibung der Entsorgungsleistungen geklärt werden. Abschließend wies sie daraufhin, dass die Zielvorgaben zur Phosphor-Rückgewinnung ab 2029 gesetzt sind und bestehen bleiben. Abzuwarten sind die Umsetzung der Kommunalabwasserrichtlinie und die Ergebnisse des Rechtsgutachtens zu den Gebühren. In seinem Vortrag zur Initiative „Sauberer Phosphor 2029“ ging Herr Dr. Kabbe, EasyMining Germany GmbH, auf die Ambitionen zur Gründung dieser Initiative näher ein. Zu den formulierten Leitsätzen zählen unter anderem die Reduzierung der Schadstoffeinträge auf Feldern, in Böden und Gewässern, die Förderung hochwertiger und qualitätsgesicherter Phosphor-Rückgewinnung und die Erzeugung sauberer sowie marktgängiger Phosphorprodukte. Die Initiative besteht aus verschiedenen Partnern aus der Abwasserbranche, der Phosphorindustrie, der Forschung sowie der Politik und hat derzeit 17 Mitglieder. Herr Dr. Kabbe berichtete anschließend über den aktuellen Projektstand der P-Rückgewinnungsanlage in Schkopau.
Herr Hoger, Veolia Klärschlammverwertung Deutschland GmbH, gab zunächst einen Einblick in das Thema der Klärschlammentwässerung und -trocknung und deren umgesetzter Projekte in Boxberg und Zorbau. Danach erläuterte er sehr anschaulich das Pontes pabuli-Verfahren, welches Klärschlammaschen in standardisierte Düngergranulate umwandelt und ging auf die neue strategische Partnerschaft mit der SKW Stickstoffwerke Piesteritz GmbH ein. Nach den Aussagen von Herrn Hoger soll ein MPK-Dünger gemeinsam entwickelt und hergestellt werden.
Im Anschluss an die Vorträge erfolgte unter der Leitung von Herrn Röder die Besichtigung der Kläranlage Dessau, die sehr interessant und aufschlussreich war.
Wir bedanken uns herzlich beim Gastgeber Dessauer Wasser und Abwasser GmbH sowie allen Teilnehmenden und Mitwirkenden für diese interessante Veranstaltung. Alle Vorträge finden Sie im geschützten Netzwerkbereich.