Neben dem IWAMA-Projekt engagiert sich der DWA-Landesverband Nord-Ost in einem weiteren EU geförderten Projekt CWPharma, welches im Rahmen des Programms Interreg 2 (Baltic Sea Region) realisiert wird. Insgesamt sind 15 Projektpartner und 18 assoziierte Partner aus 7 Ostseeanrainerstaaten einschließlich Weißrussland an dem Vorhaben beteiligt. Die Koordination erfolgt durch das „Finnish Environment Institute (SYKE)“. Die erste Veranstaltung (Kick-off Meeting) fand im Oktober 2017 statt. Die Laufzeit des Projektes beträgt 3 Jahre.
Die Einträge von Arzneimittelrückständen in die aquatische Umwelt des Einzugsgebiets der Ostsee stellen ein wachsendes Problem dar. Ziel des Projektes ist daher die Entwicklung von Entscheidungshilfen für Politik, Behörden und Gemeinden, um die Emissionen pharmazeutisch aktiver Substanzen in der Ostseeregion systematisch zu reduzieren. Die Ergebnisse sollen den Projektpartnern dazu dienen, das Bewusstsein der eigenen Bevölkerung bezogen auf Arzneimitteleinträge in die Gewässer und die damit verbundenen Umweltbelastungen zu sensibilisieren. Hierzu zählen vor allem die Entsorgung ungenutzter Arzneimittel, die Verbreitung von Umweltdaten der Pharmaprodukte und die Umweltverträglichkeit von Medikamenten.
Ein umfassendes Screening in 6 Flusseinzugsgebieten soll eingebrachte Stoffe und Eintragspfade identifizieren, um damit ein ganzheitliches Bild der Quellen, Emissionen und Umweltkonzentrationen der Substanzen zu erzeugen.
Das Hauptaugenmerk liegt auf der Bewertung der aktuellen Emissionen in der Ostseeregion, der Entwicklung neuer Leitlinien für die weitergehende Abwasserbehandlung, Empfehlungen für Low-Tech Praktiken zur Bestimmung und Reduktion der Emissionen sowie auf der Erstellung eines Aktionsplanes für die nachhaltige Reduzierung unerwünschter Emissionen.
Die DWA Nord-Ost unterstützt das Projekt durch Veranstaltungen zur Weiterbildung und Verbreitung erzielter Ergebnisse.
Ein Fachaustausch fand am 5. März 2020 im Rahmen des EU-geförderten Projektes CWPharma auf dem Gelände des Klärwerkes Schönerlinde in Berlin statt. In Kooperation mit dem DWA-Landesverband Nord-Ost, dem Kompetenzzentrum Wasser Berlin und den Berliner Wasserbetrieben wurde dieser Workshop durchgeführt und fand bei den 45 Teilnehmern, vor allem bei Behörden und Betreibern von Kläranlagen, großen Anklang. Ziel der Veranstaltung war es, den Austausch zwischen Forschung und Praxis zu fördern.
Das CWPharma-Projekt befasst sich mit der Quantifizierung, der Risikoabschätzung und dem Rückhalt von Arzneimitteleinträgen in die Ostsee. Nach einer kurzen Begrüßung durch Herrn Schüler wurden die Arbeitspakete zum CWPharma-Projekt von Herrn Dr. Miehe vom Kompetenzzentrum Wasser Berlin (KWB) kurz und prägnant vorgestellt. Der Fokus lag hier besonders auf den Messungen und den Ergebnissen der aktuellen Arzneimittelemissionen in der Ostseeregion. Zudem wies Herr Miehe auf die unterschiedlichen Entsorgungsmaßnahmen nicht verbrauchter Arzneimitteln der jeweiligen Projektpartner hin. Frau Gnirß (BWB) gab einen Überblick über die Strategie der Berliner Wasserbetriebe und deren Umgang mit Spurenstoffen im urbanen Wasserkreislauf. Dabei stellte sie das Projekt AquaNES und deren Ergebnisse zur Spurenstoffentfernung vor. Der Vortrag von Herrn Stapf (KWB) zum Thema Ozonierung zur Spurenstoffelimination vermittelte die praktischen Erfahrungen im Umgang mit Ozon und erste Projektergebnisse für dieses Verfahren zur weitergehenden Abwasserbehandlung. Ferner wurde ein besonderes Augenmerk auf die Anpassung der Ozondosis an die Wasserqualität und die Prozessüberwachung am Beispiel der Pilotanlage in Berlin gelegt. Herr Dr. Lukas vom Umweltbundesamt betrachtete alle Aspekte zum abwasserrechtlichen Rahmen und zeigte, dass die Arzneimittelrückstände den Hauptanteil an Mikroverunreinigungen im behandelten Abwasser darstellen. Die Umweltrelevanz der Arzneimittel wurde durch verschiedene ökotoxikologische Tests und Studien nachgewiesen. Speziell für das CWPharma-Projekt belegte er mit seinen Projektergebnissen, dass die vierte Reinigungsstufe mittels Ozon oder Aktivkohle in der Abwasserbehandlung eine hohe Wirksamkeit aufzeigt. Der Einsatz von Aktivkohle auf Kläranlagen und deren Verfahrenstechnik wurde von Herrn Dr. Metzger (Weber Ingenieur GmbH) präsentiert. Dabei wurden die Verfahrensoptionen und Reinigungsleistungen für die Spurenstoffentfernung mittels Pulveraktivkohle und granulierter Aktivkohle detailliert dargelegt und betriebliche Hinweise für die Auswahl, die Qualitätskontrolle und die Messtechnik angegeben. Zudem gab Herr Dr. Metzger, der der DWA-Arbeitsgruppe KA-8.6 „Aktivkohle“ angehört, viele Umsetzungsbeispiele und Fallstudien zur Spurenstoffentfernung auf kommunalen Kläranlagen. Über den aktuellen Stand zur Baumaßnahme „Großtechnische Ozonung“ auf dem Klärwerk Schönerlinde berichtete abschließend Herr Sauter (BWB). Neben den bautechnischen Rahmenbedingungen wurden die maßgeblichen Parameter, wie Ozon- und Sauerstoffbedarfe, und die Nachbehandlung durch Flockungsfiltration näher erläutert.
Eine Besichtigung der Pilotanlage zur Ozonung auf dem Klärwerksgelände mit der Gelegenheit, in den persönlichen Austausch zu kommen, rundete den Fachaustausch zum CWPharma-Projekt ab.
Im Rahmen des EU-geförderten Projektes CWPharma (Clear Waters from pharmaceuticals) fand das zweite Projekttreffen vom 5.3. bis 7.3.2019 in Tallinn, Estland statt.
Das Projekt CWPharma befasst sich während seiner dreijährigen Projektlaufzeit (Oktober 2017 - September 2020) mit der Untersuchung zu Einträgen von Arzneimittelrückständen in die Einzugsgebiete der Ostsee sowie mit der Entwicklung neuer Leitlinien für die weitergehende Abwasserbehandlung. Nach der Hälfte der Projektzeit folgten viele Projektpartner der Einladung vom „Finnish Environment Institute SYKE“ zum zweiten Projekttreffen im März 2019 an die Fachhochschule Tallinn (TTK University of Applied Sciences). Insgesamt 40 Teilnehmer aus Schweden, Finnland, Deutschland, Polen, Dänemark, Lettland und Estland verschafften sich an den 3 Tagen einen Überblick über das CWPharma-Projekt. Hier wurden die Zwischenergebnisse der fünf Arbeitsgruppen vorgestellt und angeregt diskutiert sowie die Weiterführung der Projektaufgaben festgelegt. Die Beprobung verschiedener Kläranlagenabläufe und Einleitstellen in die Ostsee aus Flusseinzugsgebieten in Deutschland wurden bereits im Sommer und Herbst 2018 von der DWA Nord-Ost und dem Kompetenzzentrum Wasser Berlin (KWB) durchgeführt und befinden sich in der Gesamtauswertung. Am letzten Tag fand ein Projektseminar auch mit Beiträgen von externen Interessenvertretern aus Ministerium, Instituten und Agenturen statt.
Im Rahmen dieses CWPharma-Projektes wird voraussichtlich im September 2019 in Tallinn ein Workshop für estnische Wasserbetriebe und Kläranlagenbetreiber von EVEL und DWA Nord-Ost organisiert. Hauptschwerpunkt liegt hier auf der Optimierung von Kläranlagenabläufen mittels Ozonung oder Aktivkohle als vierte Reinigungsstufe. Weiterhin soll die Elimination von API’s (aktiven pharmazeutischen Wirkstoffen), Phosphor und Schwermetallen betrachtet werden.